• von der SAG-SAS

28. Oktober 2023: Tag der Astronomie mit partieller Mondfinsternis

Am Samstag, 28. Oktober 2023, findet der diesjährige Tag der Astronomie statt. Zur besten Beobachtungszeit ereignet sich an diesem Abend eine kleine partielle Mondfinsternis, die, wenn das Wetter mitspielt, in voller Länge über dem Ost- und Südosthorizont beobachtet werden kann.

Beitrag: Thomas Baer, Redaktion ORION

Jedes Jahr, entweder im Frühjahr oder Herbst findet der Tag der Astronomie statt, den die Schweizerische Astronomische Gesellschaft SAG-SAS zusammen mit der deutschen Vereinigung der Sternfreunde VdS durchführt. Die Anlässe werden dezentral in den Sternwarten und Planetarien der ganzen Schweiz veranstaltet. Dieses Jahr war die Wahl des Datums naheliegend, findet doch die partielle Mondfinsternis am Abend des 28. Oktobers 2023 zur «Prime Time» statt.

Für Ihre Veranstaltung hat ORIONmedien einen dreifachen Leporello für Besucherinnen und Besucher in deutsch und französisch vorbereitet. Sie können ihn für einen Druck auch mit Schnittmarken unter redaktion@orionmedien.ch bestellen. Wir stellen dieses Angebot den Sektionen frei zur Verfügung, freuen uns aber über eine symbolische Spende, damit wir auch künftig solche Angebote realisieren können: https://orionportal.ch/goenner/
Leporello zur partiellen Mondfinsternis und dem Tag der Astronomie zum Downloaden.

Warum gibt es einen Tag der Astronomie?

Der Astronomietag (auch Tag der Astronomie) ist ein jährlicher Aktionstag, der von Amateurastronomen und astronomischen Gesellschaften einiger Länder ausgerichtet wird, um einer breiten Öffentlichkeit die Astronomie und Raumfahrt und allgemein die Naturwissenschaften näher zu bringen und ihr Interesse dafür zu wecken. Offiziell zum ersten Mal fand ein solcher Astronomy Day 1973 in Kalifornien statt. Später schwappte die Idee nach Europa über. In der Schweiz fanden in unregelmässigen Abständen Astronomietage bereits in den späten 1980-er Jahren statt, namentlich zur grossen Marsopposition 1988.

In Deutschland wurde ein solcher Astronomietag erstmals 2003 – ebenfalls zur grossen Marsopposition – durchgeführt. Seit 2010 organisieren die Schweizerische Astronomische Gesellschaft SAG-SAS und die Vereinigung der Sternfreunde VdS in Deutschland den Anlass gemeinsam.


Am 27. Juli 2018 organisierte die Astronomische Gesellschaft Luzern zur Jahrhundert-Mondfinsternis eine «Strassen-Sternwarte», um dem interessierten Publikum das Ereignis zu zeigen. (Bild: AGL)

Wie kommt es zu einer partiellen Mondfinsternis?

Der Mond umkreist unsere Erde in einem knappen Monat einmal. Dabei kommt der Trabant einmal pro Umlauf der Sonne gegenüber zu stehen, gewissermassen «hinter» der Erde; wir haben Vollmond. Das Sonnenlicht leuchtet jetzt die gesamte uns zugewandte Mondscheibe aus. Mondkrater kann man jetzt nicht sonderlich gut beobachten, da sie vorübergehend keine Schatten werfen.
Wie jeder nicht selbstleuchtende Himmelskörper werfen Mond und Erde einen Schatten ins Weltall hinaus. Der Erdschatten ist 1’382 000 km lang und überschiesst die Mondbahn bei weitem. In Monddistanz (im Mittel 384’400 km) erscheint der Erdschatten daher noch recht gross. Trotzdem kommt es nicht bei jedem Vollmond zu einer Mondfinsternis. Schuld ist die leichte Neigung der Mondbahn um 5° gegen die Umlaufbahnebene der Erde um die Sonne (auch Ekliptik genannt). So tritt ein Vollmond meist unterhalb, dann wieder oberhalb des Erdschattens ein, ohne sich dabei zu verfinstern.

Zweimal im Jahr ist die Konstellation aber so, dass der Vollmond in oder nahe der Schnittlinie zwischen Mond- und Erdbahnebene eintritt, in einem der beiden Mondknoten. Sonne, Erde und Mond müssen wegen der Grösse des Erdschattens nicht ganz perfekt auf einer Linie stehen, damit es zu einer Mondfinsternis kommt. Dies ist am Abend des 28. Oktobers 2023 der Fall. Der Mond schrammt nur ganz knapp den Kernschatten der Erde und wird bloss ein bisschen angeknabbert.

Bei einer partiellen Mondfinsternis tritt der Vollmond nicht komplett, sondern nur teilweise in den Kernschatten der Erde. (Infografik: Thomas Baer, Redaktion ORION)

Wann wird man die Mondfinsternis sehen?

Die Mondfinsternis am 28. Oktober 2023 beginnt gegen 20:00 Uhr MESZ mit dem unscheinbaren Eintritt des Mondes in den Halbschatten der Erde. Während etwa 45 Minuten wird man auf der Mondscheibe so gut wie keine Veränderung wahrnehmen können. Erst gegen 20:45 Uhr MESZ können aufmerksame Beobachterinnen und Beobachter feststellen, wie sich der südliche untere Mondrand allmählich mit einem leichten Grauschleier zu überziehen beginnt. Es ist dies der innere Bereich des Halbschattens.

Richtig interessant wird es ab 21:35 Uhr MESZ. Jetzt fängt mit dem Eintritt des Mondes in den markant dunkleren Kernschatten die partielle Mondfinsternis an. Vorerst wird man bloss eine leichte Delle erkennen, die aber mit fortschreitender Dauer grösser wird, sodass man die Mondfinsternis jetzt auch von blossem Auge mühelos erkennen kann. Die maximale Verfinsterung wird gegen 22:15 Uhr MESZ mit einer Grösse von 0.127 erwartet. Dies bedeutet, dass 12.7% des Mondscheibendurchmessers im Kernschatten steht.

Bis gegen 22:53 Uhr MESZ zieht sich der Schatten wieder aus der Mondscheibe zurück. Für eine Weile kann man noch den Halbschatten wahrnehmen, der aber zunehmend verblasst.

Hier sehen wir den Verlauf der partiellen Mondfinsternis am Abend des 28. Oktobers 2023 schematisch und lagerichtig zum Finsternismaximum (Zenitrichtung senkrecht). (Grafik: Thomas Baer, Redaktion ORION)

ZeitEreignisMondhöheBemerkung
18:01.2Mondaufgang für ZürichJe nach Beobachtungsort kann sich der Mondaufgang etwas verzögern (Lage in der Schweiz, Topografie des Horizonts)
19:59.8Eintritt des Mondes in den Halbschatten18° 31′Dieses Ereignis ist nicht wahrnehmbar
20:45.0Halbschatten wird allmählich sichtbar26° 03′Im südlichen (unteren) Bereich der Mondscheibe zeigt sich eine leichte Verdüsterung
21:34.5Eintritt des Mondes in den Kernschatten (Beginn der partiellen Phase)34° 06′Jetzt wird die Mondfinsternis gut für das Auge sichtbar
22:14.1Mitte der Finsternis; Grösse im Kernschatten: 0.12740° 13′Eine deutliche Delle ist im unteren Teil der Mondscheibe erkennbar
22:24.0Genaue Vollmondstellung41° 41′In diesem Augenblick steht der Mond der Sonne exakt gegenüber
22:53.6Austritt des Mondes aus dem Kernschatten (Ende der partiellen Phase)45° 49′Der Kernschatten zieht sich aus der Mondscheibe zurück
23:30.0Der Halbschatten verblasst50° 18′Spätestens jetzt kann man die Finsternis nicht mehr wahrnehmen
00:28.3Austritt des Mondes aus dem Halbschatten55° 22′Dieses Ereignis ist nicht zu beobachte
Zeiten in Mitteleuropäischer Sommerzeit MESZ
17 Stunden und 11 Minuten vor dem Vollmondtermin passiert der Mond den aufsteigenden Knoten seiner Bahn. Dieses Intervall ist viel zu lange, damit es noch zu einer totalen Mondfinsternis kommen könnte. Immerhin streift der südliche Mondrand noch den Kernschatten der Erde; 12.7 % des scheinbaren Monddurchmessers werden verfinstert. (Animation: Thomas Baer, Redaktion ORION)
Die Mondfinsternis lässt sich bequem über dem Ost- und Südosthorizont verfolgen; diesmal in voller Länge! (Animation: Thomas Baer, Redaktion ORION)

Wird der Mond rot?

Bei einer derart kleinen Mondfinsternis kommt die übliche Färbung des Mondes kaum zur Geltung. Von blossem Auge dürfte es gar schwierig sein, den finsteren Teil überhaupt zu sehen. Erst beim Blick durch ein Fernglas oder Teleskop wird man erkennen, dass auch die im Schatten stehende Mondpartie nicht einfach schwarz ist, sondern in einem leicht bräunlichen Anstrich leuchtet.

Etwa so wie am Silvesterabend 2009 wird der Mond am 28. Oktober 2023 gegen 22:14 Uhr MESZ aussehen. (Bild: Thomas Baer, Redaktion ORION)

Welche Sternwarten haben am 28. Oktober 2023 geöffnet?

An dieser Stelle präsentieren wir im Laufe des Monats die öffentlichen Anlässe in den Sternwarten und Planetarien. Die Liste wird fortwährend aktualisiert. Sternwarten und Sektionen können Ihre Veranstaltung direkt via redaktion@orionmedien.ch melden. (Liste unten; Stand 8. Oktober 2023)

Schul- und Volkssternwarte Bülachab 20:00 Uhr geöffnetVortrag & Beobachtung der partiellen Mondfinsternis
Sternwarte Schafmatt, Aarauab 19:30 Uhr geöffnetDieser Anlass findet nur bei gutem Wetter statt. Die Telefon-Nr. 062 298 05 47 erteilt am Tag des Anlasses ab 18:00 Uhr Auskunft über die Durchführung.
Sternwarte Hubelmatt, Luzernab 18:00 Uhr geöffnetReichhaltiges Programm für alle & Beobachtung der partiellen Mondfinsternis
Sternwarte Planetarium SIRIUS, Schwandenab 15:00 Uhr geöffnetReichhaltiges Programm mit Vorführungen im Planetarium & Beobachtung der partiellen Mondfinsternis
Sternwarte Schaffhausenab 19:30 Uhr geöffnetBeobachtung der partiellen Mondfinsternis
Sternwarte Urania Zürichab 20:00 UhrEs finden drei Führungen statt: Von 20.00 – 21.00 Uhr, von 21:30 – 22:30 Uhr und von 23:00 – 00:00 Uhr.
Sternwarte Mirasteilasab 20:30 Uhr geöffnetDie Führungen sind für Erwachsene und interessierte Kinder ab 12 Jahren geeignet und finden nur bei gutem Wetter statt.
Sternwarte KreuzlingenDetailprogramm
noch nicht bekannt
Spezialveranstaltung in der Sternwarte Kreuzlingen mit Beobachtung der partiellen Mondfinsternis.
Sternwarte Samedanab 19:30 UhrAusstellung, Kurzreferat & Beobachtung der partiellen Mondfinsternis.
Sternwarte Rümlangab 19:30 UhrMeteoriten, Präsentationen, Liveaufnahme von Astrofotos und Mondfinsternis. Durchführungsentscheid auf Telefon 044 817 06 83 abrufbar.
Zeiten in Mitteleuropäischer Sommerzeit MESZ

Die nächsten Mondfinsternisse in der Schweiz bis 2030

Auch im kommenden Jahr gibt es nochmals eine kleine partielle Mondfinsternis, allerdings zur frühen Morgenstunde des 18. Septembers, wenn die allermeisten schlafen dürften. Die nächste wirklich sehenswerte Mondfinsternis – eine totale – erwartet uns schliesslich am Abend des 7. Septembers 2025. Der Mond wird an diesem Abend kurz nach Totalitätsbeginn komplett verfinstert bei uns in den Abendhimmel steigen! In der nachfolgenden Tabelle sind sämtliche Mondfinsternisse, die in der Schweiz bis 2030 zu sehen, aufgeführt.

DatumArt der Mondfinsternis und grösste PhaseMaximum der FinsternsBemerkungen
28. Oktober 2023partiell
(12.7 %)
22:14.1 MESZFinsternis in voller Länge zu sehen.
25. März 2024Halbschatten
(98.2 %)
07:02.8 MEZFinsternis nicht wahrnehmbar. Mond geht kurz nach Beginn zu 36.1 % verfinstert unter.
18. September 2024partiell
(9.1 %)
04:44.3 MESZFinsternis in voller Länge zu sehen.
14. März 2025total
(118.3 %)
07:58.8 MEZBeginn der partiellen Phase bei uns zu sehen!
7. September 2025total
(136.8 %)
20:11.8 MESZDer Mond geht kurz nach Beginn der totalen Phase auf. Fast ganze Totalität sowie Rest der Finsternis bei uns zu sehen.
28. August 2026partiell
(93.5 %)
06:12.9 MESZDer Mond geht kurz nach der maximalen Phase bei uns zu 87.2 % verfinstert unter.
12. Februar 2027Halbschatten
(95.2 %)
00:12.9 MESZUm das Maximum herum wird man eine deutliche Abdunkelung der nördlichen Mondkalotte erkennen.
12. Januar 2028partiell
(7.2 %)
05:13.0 MEZFinsternis in voller Länge zu sehen.
6. Juli 2028partiell
(39.4 %)
20:19.8 MESZDer Mond geht nach der maximalen Phase zu 16.1 % verfinstert auf.
31. Dezember 2028total
(125.2 %)
17:52.1 MEZDer Mond geht zu 25.3 % partiell verfinstert auf. Der gesamte Rest der Finsternis ist bei uns zu sehen!
26. Juni 2029total
(185.0 %)
05:22.1 MESZDer Mond geht zu 182.0 % total verfinstert unter.
20. Dezember 2029total
(112.2 %)
23:42.0 MEZErste komplett sichtbare totale Mondfinsternis seit dem 28. September 2015!
15. Juni 2030partiell
(50.9 %)
20:33.3 MESZDer Mond geht zu 40.4 % partiell verfinstert auf.
9. Dezember 2030Halbschatten
(98.8 %)
23:27.7 MEZFinsternis in voller Länge zu sehen.
Liste aller in der Schweiz sichtbaren Mondfinsternissen bis 2030