Inzwischen ist es einige Jahre her, seitdem man von der Schweiz aus eine totale Mondfinsternis bei perfektem Wetter beobachten konnte. Nun ist es wieder so weit: Am Sonntagabend, 7. September 2025, quasi zur besten «Sendezeit», spielt sich nach Mondaufgang eine vollständige Mondfinsternis am ostsüdöstlichen Himmel ab, die man bis kurz vor 23 Uhr MESZ wunderbar von blossem Auge verfolgen kann.
Beitrag: Thomas Baer, Redaktion ORION
Im Tessin konnte man letztmals in den Morgenstunden des 21. Januars 2019 eine totale Mondfinsternis sehen; nördlich der Alpen war der Himmel komplett bedeckt. Davor fand am Abend des 27. Juli 2018 die jahrhundertlängste Mondfinsternis statt, welche im ganzen Land bei hervorragenden Verhältnissen beobachtet werden konnte. Viele Sternwarten verzeichneten damals einen Grossandrang.
So wandert der Septembervollmond durch den südlichen Bereich des Erdkernschattens. (Animation: Thomas Baer, Redaktion ORION)
Der Finsterniszeitplan (Höhenangaben gelten für Zürich / Zeiten alle in MESZ)
Zeit | Mondhöhe | Ereignis |
(17:26.9) | –24° 36′ | Eintritt des Mondes in den Halbschatten bei Pw. = 51.5° / Der Vollmond befindet sich in Zürich noch weit unter dem Horizont |
(18:26.8) | –14° 51‘ | Eintritt des Mondes in den Kernschatten bei Pw. = 45.9° (1. partielle Phase) / Der Vollmond befindet sich in Zürich noch weit unter dem Horizont |
(19:30.3) | –7° 03′ | Beginn der Totalität / Auch der Beginn der totalen Phase spielt sich noch knapp unter dem Horizont ab |
19:51.1 | 0° | Totale Phase bei Mondaufgang: Verfinsterung 125.5 / Der Vollmond geht am mathematischen Horizont auf. Es dauert noch eine ganze Weile, bis er sich ein Stück von der Horizontlinie gelöst hat. |
20:08.9 | 2° 22′ | Vollmond (Sternbild Wassermann) / Durchmesser: 32′ 19″ |
20:11.8 | 2° 49′ | Mitte der Finsternis, Grösse: 1.368 |
20:15.0 | 3° 19′ | Erstmalige Sichtung: Wer einen flachen Ostsüdosthorizont hat, dürfte jetzt erstmals die matte kupferbraune Mondscheibe erkennen. |
20:30.0 | 5° 40′ | Der Himmel ist jetzt dunkel genug, sodass man die totale Phase wunderbar sehen kann. |
20:53.2 | 9° 20′ | Ende der totalen Phase (Beginn der 2. partiellen Phase) |
21:56.8 | 18° 52′ | Austritt des Mondes aus dem Kernschatten bei Pw. = 257.2° |
22:15.0 | 21° 24′ | Halbschatten wird letztmals erkennbar sein |
22:56.6 | 26° 43′ | Austritt des Mondes aus dem Halbschatten bei Pw. = 251.7° (nicht wahrnehmbar, daher unbeobachtbar) |
So wird sich die totale Mondfinsternis am 7. September 2025 von der Uraniasternwarte Zürich aus präsentieren. (Animation: Thomas Baer, Redaktion ORION / Stadtpanorama: Mobiles Planetarium Zürich)
Ähnliches dürfte die Schweizer Observatorien bei gutem Wetter am Sonntagabend, 7. September 2025, erwarten, wenn der total verfinsterte Vollmond nach Sonnenuntergang im Ostsüdosten erscheint. Seine vollkommene Verdunkelung beginnt um 19:30 Uhr MESZ, wenn der Mond bei uns noch knapp unter dem Horizont steht. In Zürich geht der Trabant gut zehn Minuten später am mathematischen Horizont auf. Jedoch dauert es sicher bis gegen 20:00 Uhr MESZ, ehe man ihn erstmals am noch recht hellen Himmel entdecken wird. Eine freie Sicht nach Ostsüdosten ist unabdingbar, wer die totale Phase möglichst lange erleben will. In den Bergen dürfte es daher eher schwierig sein, wenn in dieser Blickrichtung ein hoher Alpengipfel die Sicht versperrt.
Zu Beginn der Finsternis ist der Himmel noch recht hell. So wird man den total verfinsterten Mond erst gegen 20:15 Uhr MESZ allmählich im Ostsüdosten ausmachen können. (Bild: Thomas Baer)
Vollmond schimmert in den Dämmerungsfarben
Statt eines «gewöhnlichen» Vollmonds wird eine fahle, kupferbraune Scheibe in den Abendhimmel steigen, rund 10’000mal schwächer, als bei vollem Mondschein. Der Mond steht jetzt mit Sonne und Erde auf einer Linie und durchwandert den südlichen Bereich des rund 1’382 000 langen Kernschattens. Der Schattenkegel ist in Monddistanz noch gross genug, damit der Mond knapp dreimal nebeneinander Platz hätte. Die besondere Färbung hat natürlich nichts, wie in vielen Medien kolportiert wird, mit «Blut» zu tun. Der Begriff «Blutmond» stammt aus der esoterischen Ecke und ist keine naturwissenschaftliche Bezeichnung. Vielmehr schimmert der Vollmond zum Zeitpunkt seiner totalen Verfinsterung im Licht der irdischen Morgen- und Abenddämmerung. Es sind dies die langwelligen Lichtanteile (orange und rot), welche auf dem langen Weg durch die tieferen Schichten der Erdatmosphäre in den an sich dunklen Erdschatten abgelenkt werden und den Mond schwach erhellen. Ohne diesen Effekt würden wir ihn gar nicht erst sehen!
Während seiner totalen Verfinsterung – hier am 27. Juli 2018 – schimmert der Vollmond in den irdischen Dämmerungsfarben. (Bild: Thomas Baer, Redaktion ORION)
Um 20:12 Uhr MESZ erreicht die Mondfinsternis ihren Höhepunkt. Der nördliche Mondrand streift knapp den Erdschattenmittelpunkt. Ab jetzt kann man die spannendste Phase der Finsternis am dunkler werdenden Abendhimmel immer schöner wahrnehmen. Zum Ende der Totalität hellt der östliche Mondrand (unten links) allmählich wieder auf.
Partielle Phase bis kurz vor 23 Uhr
Pünktlich um 20:53 Uhr MESZ beginnt der Vollmond aus dem Kernschatten auszutreten. Vorerst ist nur eine hauchdünne Lichtsichel zu sehen. Erstmals an diesem Abend erstrahlt der Mond im direkten Sonnenlicht, das nun allmählich hinter der Erde hervorbricht und dem Trabanten sein bekanntes Antlitz zurückgibt. Die partielle Phase erstreckt sich bis um 21:57 Uhr MESZ. Der Erdschatten zieht sich in dieser guten Stunde nach oben rechts zurück.
Danach ist von Auge noch für eine Weile der rauchartige Halbschatten zu erkennen, doch bald verblasst auch dieser und die Mondfinsternis ist für das freie Auge zu Ende.
Um 20:53 Uhr MESZ endet die totale Phase. Bis kurz vor 22:00 Uhr MESZ befreit sich der Mond wieder aus dem Erdschatten. (Bild: Thomas Baer, Redaktion ORION)
Dunkle Mondfinsternisse nach Vulkanausbrüchen
Wie dunkel oder hell eine totale Mondfinsternis ausfällt, hängt zu einem wesentlichen Teil mit der Transparenz der Erdatmosphäre zusammen. Nach grossen Vulkanausbrüchen gab es schon ausgesprochen dunkle und farblose Finsternisse, so etwa im Dezember 1982 nach dem Ausbruch des El Chichón oder 1992 durch die gewaltige Aschewolke des Pinatubo, welche sich rund um den Erdglobus ausbreitete.
Diese Schwebeteilchen und Aerosole sorgen für eine zusätzliche Abschwächung des langwelligen Restlichts, welches die tiefen Schichten der Atmosphäre passiert. Aber auch gigantische Rauchwolken durch Wald- und Buschbrände, wie wir sie im vergangenen Juni von Kanada bis nach Europa erleben konnten, lassen eine Mondfinsternis dunkler erscheinen als üblich. Daneben sind auch geometrische Faktoren für den Helligkeitsverlauf entscheidend. Je zentraler der Vollmond den Erdschatten durchquert, desto weniger Restlicht empfängt er. Steht er ausserdem in Erdnähe, wird der Schattenkegel aufgrund des Einfallswinkels der Reststrahlung weniger gleichmässig ausgeleuchtet. Die bevorstehende Mondfinsternis dürfte eher in die Kategorie der dunkleren Finsternisse eingeordnet werden. Nach der fünfstufigen Skala des französischen Astronoms André Danjon, die von 0 (sehr dunkel) bis 4 (sehr hell) geht, erwartet uns eine ähnlich dunkle Mondfinsternis der Stufe 2 (tiefrot) wie seinerzeit im September 2015. Mit ihrer Grösse von 1.367 (136.7 %) verfehlt der nördliche Mondrand das Schattenzentrum nur knapp. Ausserdem durchläuft der Mond bloss drei Tage nach der Mondfinsternis den erdnächsten Punkt seiner Bahn.
Sonnen- und Mondfinsternis im nächsten Jahr
Sonnen- und Mondfinsternisse treten immer paarweise im Abstand eines knappen halben Jahres ein. Weil die Mondbahn gegenüber der Erdumlaufbahnebene um die Sonne 5° geneigt ist, zieht der Vollmond im Normalfall über oder unter dem Erdschatten durch, ohne sich zu verfinstern.
Nur wenn er sich nahe eines Mondknotens – so werden die Schnittpunkte zwischen Erdbahnebene und Mondbahn genannt – befindet, kommen die drei Gestirne «hintereinander» zu stehen. Eine Mondfinsternis ist im Unterschied zu einer Sonnenfinsternis auf der gesamten Nachthalbkugel der Erde zeitgleich zu sehen. Der einzige Unterschied: In Asien etwa wird man die Mondfinsternis nicht abends, sondern am Morgen des 8. Septembers sehen, in Indien um Mitternacht. Leer geht diesmal Nord- und Südamerika aus; hier herrscht Tag.
2026 erleben wir im Februar / März sowie im August die nächsten Finsternisse. Während uns die ersten beiden entgehen, erleben wir am Abend des 12. August 2026 die grösste partielle Sonnenfinsternis seit 1999 und am Morgen des 28. August eine fast totale Mondfinsternis vor Monduntergang.
Zahlreiche Sternwarten zur Mondfinsternisbeobachtung geöffnet
Am Sonntagabend werden bei gutem Wetter diverse Schweizer Sternwarten für das interessierte Publikum geöffnet haben.
Öffentlicher Vortrag – Faszination der «Schwarzen Sonne» und des «kupferroten Mondes»
Mittwoch, 3. September 2025, 19:30 Uhr MESZ
Caféteria der Schul- und Volkssternwarte Bülach
Referent: Thomas Baer, Redaktion ORION & Astro Pool
Eintritt frei (freiwillige Spende)
Mondfinsternisbeobachtung
(Beachten Sie, dass die eine oder andere Veranstaltung nur bei gutem Wetter durchgeführt wird. Entsprechende Informationen finden Sie auf den entsprechenden Webseiten)
Schul- und Volkssternwarte Bülach (ab 19:00 Uhr MESZ)
Sternwarte Hubelmatt, Luzern (ab 20:00 Uhr MESZ)
Sternwarte Mirasteilas, Falera (ab 19:30 Uhr MESZ)
Sternwarte Planetarium SIRIUS (ab 18:30 Uhr MESZ)
Sternwarte Schaffhausen (ab 19:00 Uhr MESZ)
Sternwarte Urania Zürich (ab 19:45 Uhr MESZ)
Sternwarte Rümlang (ab 19:30 Uhr MESZ)
So wird man die totale Mondfinsternis von der Sternwarte Urania aus sehen. (Grafik: Thomas Baer, Redaktion ORION)
Am Abend der «Jahrhundert-Mondfinsternis» vor sieben Jahren Sieben Jahre sind es her, seitdem am Abend des 27. Juli 2018 eine totale Mondfinsternis in der gesamten Schweiz bei perfekten Bedingungen gesehen werden konnte. Zwar wäre noch eine weitere Totalverfinsterung am Morgen des 21. Januars 2019 zu sehen gewesen, doch diese Mondfinsternis war wetterbedingt nur südlich der Alpen perfekt! Im Juli 2018 verzeichneten die Schweizer Sternwarten Rekordbesuche. Es passte an jenem Freitagabend einfach alles: Keine Wolke am Himmel, die längste totale Mondfinsternis des Jahrhunderts und gleichzeitig noch Mars in Opposition zur Sonne! Das liess nicht nur so manches «Astronomenherz» höherschlagen. ![]() Grosser Besucherandrang in der Sternwarte Bülach am 27. Juli 2018. (Bilder: Thomas Baer) Die Schul- und Volkssternwarte Bülach oberhalb von Eschenmosen wurde regelrecht überrannt, und die Hügel rund um den Bezirkshauptort waren das abendliche Ausflugsziel von Schaulustigen, die sich das kosmische Himmelsschauspiel nicht entgehen lassen wollten. Bald war der Parkplatz an der Hauptstrasse voll; die angereisten Besucherinnen und Besucher parkten ihre Fahrzeuge in Absprache mit der örtlichen Polizei überall entlang der Feldwege. Einen vergleichbaren Besucheransturm hatte die Sternwarte Bülach seit ihrem Bestehen noch nie erlebt. Irgendwann hörte das Zählen der Leute auf; geschätzt waren es gut und gerne 600 Mondgucker! Andernorts war das Interesse nicht minder gross, so auch auf der Sternwarte Schaffhausen. Schon im Laufe des Abends kam es rund um das Observatorium und in den Wohnquartieren zu einem veritablen Verkehrschaos, und die Polizei hatte nichts Besseres vor, als haufenweise Bussenzettel zu verteilen. Anders als in Bülach, wo man schon im Vorfeld die Blaulichtorganisation über das bevorstehende Grossereignis informiert hatte, ärgerte sich mancher Besucher in Schaffhausen über den Zettel unter dem Scheibenwischer. Die Sternwarten sind auf den kommenden 7. September hin gut beraten, auf einen Besucheransturm vorbereitet zu sein. Sollte das Wetter tatsächlich mitspielen – danach sieht es im Moment (Stand: 29. August 2025) aus – dürfte das Interesse an der abendlichen Mondfinsternis ähnlich gross sein wie vor sieben Jahren. |
«Handout» für Sternwarten-Besucherinnen und -Besucher