Am Montag, 12. August 2024, war während mehrerer Stunden ein geomagnetischer Sturm aktiv, der zeitweilig Stärke G4 auf der fünfstufigen Skala erreichte. Bei uns war noch Nachmittag und die Sonne längst nicht untergegangen. Es war also eine Lotterie, wie lange der Sturm noch anhalten würde und ob es noch für Polarlichtsichtungen reicht, wenn es dunkel genug ist. Im Süden zogen Gewitter auf, aber je weiter nördlich man sich in Deutschland aufhielt, desto spektakulärer konnte man die Polarlichter sehen.
Beitrag: Thomas Baer, Redaktion ORION
Wer am Montagnachmittag auf der NOAA-Spaceweather-Webseite unterwegs war, traute seinen Augen kaum! Das Polarlicht-Oval war tiefrot, was höchste Polarlichtaktivität bedeutet. Leider aber lag das Gebiet noch über Nordamerika und Sibirien. Doch der Sturm sollte sich über mehrere Stunden dahinziehen. Für Nord- und Mitteleuropa hiess es, zu hoffen, dass die Plasmawellen etwas verspätet eintreffen würden. Genau dies war der Fall: Die beiden Spitzen hatten sich verzögert und der zweite «Peak» hatte wesentlich länger gedauert als erwartet.
Noch war es hell über Europa. Wir sehen hier die Lage des Polarlicht-Ovals um 16:55 Uhr UTC (18:55 Uhr MESZ). Über dem Norden Skandinaviens wurde es infolge des Polartags gar nicht dunkel genug. Diesmal waren die südlicher gelegenen Gebiete prädestiniert. (Quelle: https://www.swpc.noaa.gov/)
Erfahrungsgemäss können bei Stärke G4 Polarlichter auch dann noch sichtbar sein, wenn die Aktivität bereits abnimmt. Kommt hinzu: Wenn man von blossem Auge nichts wahrnehmen kann, so lohnt es sich, allfällige Himmelsfärbungen fotografisch festzuhalten, da die Foto-Chips eine viel höhere Empfindlichkeit haben.
Obwohl der geomagnetische Sturm gegen 19:30 Uhr MESZ eine vorübergehend leicht abnehmende Tendenz zeigte, durfte man noch hoffen, denn es dauert eine Zeit, bis die geladenen Teilchen vom Erdmagnetfeld eingefangen werden. Daher konnte sich das Ereignis in den Abend und in die Nacht hineinziehen.
Gewitter im Süden
Leider bildeten sich über dem Raum Oberstdorf und über der Zentralschweiz riesige Gewitterzellen, die sich langsam nach Nord bewegten. In diesen Gegenden konnte man nach 22:00 Uhr MESZ trotz des anhaltenden G3-Sturms kaum etwas sehen. Doch auf einzelnen Webcams war eine leichte Lilafärbung des Himmels zwischen den Wolken erkennbar. Auch aus dem Raum Bayern wurden Polarlichtsichtungen gemeldet. Aber diesmal war eher der Norden Deutschlands prädestiniert. An der Nord- und Ostsee wurde man mit einem fantastischen Schauspiel beglückt, wie auch die hier gezeigten Bilder von der Polnischen Ostsee in der Nähe von Danzig, zwischen 22:00 Uhr MESZ und Mitternacht zeigen.
Am späten Abend des 12. August 2024 waren mit Einbruch der Nacht an der gesamt Nord- und Ostsee Polarlichter zu bestaunen. (Bild: Dominik Engel, https://www.youtube.com/@EngelwetterStormchasing)