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Der Sternenhimmel im August 2024

Beitrag: Thomas Baer, Redaktion ORION

Thema des Monats: Wie sich die Lage der Mondbahn verändert

Mit einer Bedeckung des Planeten Saturn und einem Aufeinandertreffen des Mondes mit den Plejaden erleben wir in diesem August zwei hübsche Himmelsereignisse. Möglich macht es die derzeitige Lage der Mondbahn.

Wer den Mond über die Jahre beobachtet, kann sehr wohl grosse Veränderungen bezüglich seiner Auf- und -untergangsorte feststellen. So wie unsere Sonne ihre Auf- und untergangspunkte zwischen Dezember (Winter) und Juni (Sommer) ändert – bekanntlich geht sie nur an den beiden Tagundnachtgleichen im Frühling und Herbst genau im Osten auf und im Westen unter – erleben wir eine gewisse Gesetzmässigkeit auch beim Mond. Nur ist es hier etwas komplizierter.

In dieser Grafik wird gezeigt, wie sich die Lage der Mondbahn innerhalb von 18.6 Jahren ändert. (Grafik: Thomas Baer, Redaktion ORION)

Die Mondbahn ist gegenüber der Erdumlaufbahnebene um die Sonne um 5° geneigt, sprich; während eines halben Mondumlaufs befindet sich der Trabant über der Ekliptik (scheinbare Sonnenbahn), dann wieder darunter. Maximal kann er 5.1° von dieser abweichen; das sind etwa zehn Mondbreiten. Nun ist es aber so, dass die Mondbahn nicht fix im Raum steht. So wie ein Kreisel schlingert, verschiebt sich die Ebene der Mondbahn ganz langsam rückläufig in der Ekliptik. In 18.6 Jahren ist eine volle Umdrehung abgeschlossen.

Weil die Erde 23.5° gegenüber ihrer Umlaufbahn um die Sonne ihrerseits geneigt ist, schwingt sich für uns die Ekliptik wie eine Sinuskurve einmal 23.5° über den Himmelsäquator (Sternbild Zwillinge), dann wieder 23.5° unter diesen (Sternbild Schütze). Dies erklärt, warum wir die Sonne im Sommer hoch am Himmel sehen, während sie zur Wintersonnenwende (Dezember) einen tiefen Tagbogen beschreibt.

Die Mondbahn kann sich im Laufe von 18.6 Jahren 5.1° über die Ekliptik schwingen. Dies erleben wir derzeit. Am 29. Januar 2025 fällt der aufsteigende Mondknoten – so wird der «nordwärts schneidende» Schnittpunkt zwischen Mondbahn und Ekliptik genannt – mit dem Frühlingspunkt zusammen. Dies bedeutet: Im Bereich der Zwillinge addieren sich Ekliptikschiefe (23.5°) und Mondbahnneigung (5.1°) zu 28.6°. Der Mond durchläuft also die Zwillinge derzeit 5.1° höher als die Sonne zum Zeitpunkt der Sommersonnenwende! Entsprechend taucht der Trabant im Sternbild Schützen maximal weit südlich von der Ekliptik ab.

Die maximale und minimale Deklinationsspanne des Mondes. (Grafik: Thomas Baer, Redaktion ORION)

Durch die rückläufige Wanderschaft der Mondknoten haben wir nach 9.3 Jahren, also im Jahr 2034 genau die umgekehrte Situation. Jetzt fällt der absteigende Mondknoten mit dem Frühlingspunkt zusammen, was dazu führt, dass die Mondbahnabweichung (5.1°) von der Ekliptikschiefe subtrahiert wird. Dadurch ist die Deklinationsspanne, innerhalb der sich der Mond bewegt mit 18.4° deutlich kleiner.

Die Mondbahn vor den Sternen

Der Mondpfad vor den Sternen (Grafik: Thomas Baer, Redaktion ORION)

Im Laufe von 18.6 Jahren können immer wieder andere Sterne bedeckt werden, die gut 5.1° nördlich und südlich von der Ekliptik entfernt sind. So kommen auch Spica in der Jungfrau, Antares im Skorpion, Aldebaran im Stier sowie Regulus im Löwen in den Mondpfad zu liegen (siehe Abbildung oben). Ab diesem Jahr rückt die Mondbahn ausserdem immer näher an die Plejadensterngruppe heran, was uns bis 2028 eine ganze Serie von Plejadenbedeckungen beschert.

Gelegentlich werden auch die Planeten durch den Mond bedeckt, sofern sie auf der Mondbahn liegen. Doch Planetenbedeckungen durch den Mond sind in der Astronomie eher seltene Ereignisse. Der Mond wandert bekanntlich in 27.3 Tagen einmal um die Erde, was wir durch die tägliche Verschiebung (nach Osten) und den Lichtphasenwechsel leicht verfolgen können, wenn wir abends einmal immer zur selben Zeit nach ihm Ausschau halten. Am Himmel deckt der Mond eine Fläche von gerade mal ½° Durchmesser ab. Dies ist nicht mehr als die Hälfte des kleinen Fingernagels bei ausgestrecktem Arm! Sofort wird klar, dass einige Faktoren zusammenpassen müssen, damit der Mond von einem Teil der Erde aus betrachtet direkt vor einem Planeten durchwandert.

Saturnbedeckung am 21. August 2024

Am frühen Morgen des 21. August 2024 findet ein solches Ereignis statt. Der noch fast volle Mond nähert sich schon während der Nacht Saturn immer mehr; pro Stunde bewegt sich der Trabant um seine eigene Grösse auf den Ringplaneten zu. Um 05:30 Uhr MESZ ist es so weit: Jetzt beginnt sich der Mond vor Saturn zu schieben. Durch ein Fernglas oder Teleskop entdecken wir den Planeten am «oberen» Mondrand. Im Unterschied zu einem Stern, verschwindet der Planet nicht schlagartig. Der Bedeckungsvorgang dauert eine knappe Minute. Während einer ganzen Stunde bleibt Saturn «versteckt», ehe er um 06:33 Uhr MESZ – jetzt bereits bei einsetzender Tageshelle – am unteren (rechten) Mondrand wieder hinter dem Mond hervortritt.

Saturn verschwindet ab 05:30 Uhr MESZ hinter dem fast noch vollen Mond. (Animation: Thomas Baer, Redaktion ORION)
Um 06:30 Uhr MESZ taucht der Ringplanet wieder am schmalen, sonnenabgewandten Mondrand auf; zu diesem Zeitpunkt ist der Himmel schon hell (Animation: Thomas Baer, Redaktion ORION)

Plejadenbedeckung am 26. August 2024

Der Mond steht am 26. August kurz vor seinem Letzten Viertel, wenn er sich frühmorgens gegen 04:00 Uhr MESZ dem Siebengestirn nähert. Noch verläuft die Mondbahn eher südlich am Sterngrüppchen vorbei. Immerhin werden noch drei eher lichtschwächere Plejadensterne erfasst. Um 05:43.4 Uhr MESZ verschwindet der hellste von ihnen, 27 Tauri (+3.8mag) hinter dem Mond.

Die Plejadenbedeckung am Morgen des 26. August 2024 kann man gut mit einem Fernglas verfolgen. (Grafik: Thomas Baer, Redaktion ORION)

Astronomische Ereignisse im August 2024

Die schönsten Monatsereignisse im Überblick

SonneDie Sonne verlässt den Krebs in Richtung Löwe. Die Tageslängen gehen bei uns um gut anderthalb Stunden zurück. Über den gesamten Monat betrachtet, sieht die Situation wie folgt aus: Die Sonnenaufgänge verspäten sich um 40 Minuten: Am 1. August geht die Sonne um 06:04 Uhr MESZ auf, am 15. um 06:23 Uhr MESZ und am Monatsletzten um 06:44 Uhr MESZ. Abends beträgt die Verfrühung der Sonnenuntergänge 52 Minuten, von 21:00 Uhr MESZ (am 1.) auf 20:08 Uhr MESZ am 31. Auch die Mittagshöhe nimmt merklich ab. Am 1. steht sie noch 60.3° hoch im Süden, am 15. dann 56.0° und sinkt bis zum 31. weiter auf 50.9° ab.
MondDer Mond startet als abnehmende Mondsichel in den dritten Sommermonat. Die Mondsichel steht unter den beiden Planeten Mars und Jupiter. Neumond haben wir am 4. Bis über die Vollmondphase hinaus ist der Erdtrabant dann weitestgehend am Abend-, später am Nachthimmel sehen. Am 12. erscheint er halb beschienen (Erstes Viertel). Vollmond haben wir dann am 19. im Sternbild Wassermann. Bis zum Monatsende nimmt der Mond wieder ab; wir sehen ihn am 26. im Letzten Viertel. An diesem Tag bedeckt er die Plejaden.
MerkurDer sonnennächste Planet hat seine Abendsichtbarkeit beendet und eilt jetzt auf die Sonne zu. Am 19. August steht er in unterer Konjunktion. Rasch wird sein westlicher Winkelabstand grösser, und so können wir den flinken Planeten bereits ab dem 25. August vor Sonnenaufgang in der Morgendämmerung erspähen.
VenusVenus zeigt sich zögerlich am Abendhimmel. Doch die derzeitige Geometrie beschert ihr keine grosse Höhe über dem Horizont. Sie eilt der Sonne voraus, sinkt aber wie diese im Tierkreis ab. So können wir sie nach Sonnenuntergang in bescheidener Höhe im Westen sehen.
MarsMars baut seine morgendliche Sichtbarkeit weiter aus und wird auch immer heller. Er durchwandert rasch den Stier und überholt dabei Mitte Monat den deutlich helleren Jupiter. Bis zum Monatsletzten ist er +0.8mag hell und strahlt damit mit dem ebenfalls rötlichen Aldebaran im Stier um die Wette. Am 1. August geht Mars kurz nach 01:25 Uhr MESZ im Ostnordosten auf, am 31. eine gute Stunde früher.
JupiterAuch der grösste Planet der Sonnenfamilie hat nun das Zepter am Morgenhimmel übernommen. Er bewegt sich weiter vom Stern Tau Tauri weg. Mit seinen –2.3mag ist Jupiter so auffällig, dass er mühelos auch von weniger geübten Himmelsbeobachtern als Planet identifiziert wird. Am 27. steht die grosse abnehmende Mondsichel 7° nordwestlich des Planeten.
SaturnRingplanet Saturn hat seine diesjährige Oppositionsschleife, was daran zu erkennen ist, dass der Planet nun rückläufig vor den Sternen wandert und seine Helligkeit weiter von +0.8mag auf +0.6mag zunimmt. Weil wir von der Erde aus schon sehr flach auf die Saturnringe blicken, vermögen diese nicht mehr kräftig zur Saturn-Gesamthelligkeit beizutragen. Schon im kommenden März passiert die Erde Saturns Ringebene.
Am Morgen des 21. August bedeckt der fast noch volle Mond den Ringplaneten.
UranusUranus können wir teleskopisch ab Mitternacht aufspüren.
NeptunAb dem späteren Abend ist auch der ferne Neptun teleskopisch zu sehen.
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