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Der Sternenhimmel im Dezember 2025

Thema des Monats: Die schwierige Vorhersage von Polarlichtern

Am Morgen des 12. Novembers 2025 wurde die Erde abermals von Plasmawolken eines koronalen Massenauswurfs (CME) getroffen. Kurzzeitig wurde der geomagnetische Sturm auf die zweithöchste Stufe angehoben. Tatsächlich konnte man in den frühen Morgenstunden bis in die Morgendämmerung sehr schöne Polarlichter bis in den Alpenraum bestaunen. Nur knapp zwölf Stunden später sollte die Erde gleich nochmals einem Sonnensturm ausgesetzt sein. Obwohl die Vorzeichen fast identisch schienen, blieb diesmal das Spektakel aus. Wir erklären, warum die exakte Vorhersage von Polarlichtern aktuell noch schwierig ist.

Beitrag: Thomas Baer, Redaktion ORION

Im Dezember könnte es, was die Polarlichter anbelangt, noch einmal spannend werden. Aktuell taucht ein riesiges Aktivitätsgebiet mit der Nummer 4294 am östlichen (linken) Sonnenrand auf. Spätestens ab Mitte Monat dürften wir daher nochmals von Plasmawellen erfasst werden, sofern es zum idealen Zeitpunkt heftige Ausbrüche, sogenannte koronalen Massenauswürfe geben sollte. Es versteht sich, dass diesbezüglich etliche Parameter erfüllt sein müssen, damit wir allenfalls auch im Dezember nochmals Polarlichter bis in mittlere geografische Breiten zu sehen bekommen.


Auf der linken Seite der Sonnenscheibe taucht ein neues aktives Sonnenfleckengebiet auf. Ab Mitte Dezember 2025 könnte dies für uns in Sachen Polarlichter noch einmal interessant werden, sofern es zu heftigen Ausbrüchen kommen sollte. (Quelle: SDO)


Um einmal eine Grössenvorstellung zu bekommen, lohnt es sich, sich das System Sonne – Erde in einem Modell vorzustellen. Wenn wir die Sonne 5 Milliarden Mal verkleinern, ist die Sonne eine Kugel mit rund 30 cm Durchmessern. In etwa 30 m Abstand von ihr befindet sich die Erde, ein Kügelchen, so gross wie ein Stecknadelkopf. Stellen wir uns nun eine Sonneneruption vor, so dehnt sich von der Ausbruchsstelle auf der Sonne eine Plasmawolke «spiralförmig» im Raum aus und verdünnt sich dabei. Die Plasmadichte nimmt also mit der Ausbreitung tendenziell ab. Bezogen auf unser «Stecknadelkopf-Modell-Erde» wird räumlich betrachtet nur eine winzige Fläche getroffen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dichtere Bereiche innerhalb der ausgestossenen Plasmawolken an der Erde vorbeiziehen, ist sehr viel grösser, als dass wir einen Volltreffer abbekommen!

Was die Polarlichtprognose erschwert
Selbst wenn ein G4-Sonnensturm angekündigt wird, ist dies noch längst keine Garantie auf Polarlichter bis in den Alpenraum oder sogar noch weiter südlich. Dies hat uns das letzte Ereignis am 12. und 13. November 2025 sehr schön vor Augen geführt. Obwohl das Polarlichtoval – es zeigt die Wahrscheinlichkeit für Polarlichter – in beiden Fällen tiefrot war, konnten am Morgen des 12. Polarlichter wunderbar beobachtet werden, am darauffolgenden Morgen dagegen passierte nichts, zumindest nicht bis in unsere Breitengrade. Wie ist das erklärbar?


Die beiden Polarlichtovale am Morgen des 12. (links) und am Morgen des 13. Novembers 2025 (rechts) sahen fast identisch aus. Dies ist aber noch längst kein Garant für Polarlichter bis in mittlere geografische Breiten. (Quelle: Spaceweather)

Wer Polarlichter verfolgt, weiss, auf welche verschiedenen Parameter er dabei zu achten gilt. Da sind einmal die Daten des GOES-Satelliten (Geostationary Operational Environmental Satellite), der die von der Sonne ausgehende Röntgenstrahlung misst. Aufgrund dieser Daten können wir überhaupt erst erkennen, ob, und in welcher Stärke etwas von der Sonne abgefeuert wurde.

Stärke der SonnenstürmeA, B, C, M, X: Diese Klassen beschreiben die Stärke einer Sonneneruption basierend auf dem maximalen Röntgenfluss, gemessen in Watt pro Quadratmeter (W/m²).

A ist die schwächste Klasse, X die stärkste.

Die Skala ist logarithmisch, was bedeutet, dass eine Klasse zehnmal stärker ist als die vorherige (z. B. ist ein B-Flare zehnmal stärker als ein A-Flare).

Innerhalb jeder Klasse wird eine Zahl (z. B. M1 bis M9) verwendet, um die Stärke weiter zu verfeinern.

Ein Wert von 10 in der Klasse M (M10) entspricht einem X1-Flare. 
Stärke der geomagnetischen Effekte (nach NOAA)
G1Schwache Stürme, die möglicherweise leichte Schwankungen in Stromnetzen verursachen können.
G2Moderate Stürme.
G3Stürme, bei denen Polarlichter bis nach Norddeutschland sichtbar sein können.
G4Schwerwiegende Stürme, bei denen Polarlichter bis in den Alpenraum möglich sind. (Sonnensturm vom 12./13. November 2025)
G5Extrem starke Stürme, die zu Stromausfällen und Störungen bei Radarsystemen führen können. (Sonnensturm vom 10./11. Mai 2024)

Optimal ist, wenn ein starker X-Flare einen sogenannten «Full-Halo CME» abfeuert – Plasma also ringförmig in alle Richtungen wandert. Ein solcher CME kann auch sonnenrückseitig stattfinden. Auch dann sehen wir, wie sich das Plasma von der Sonne ringsum im Raum ausdehnt. In diesem Fall ist die Erde aber nicht betroffen. Das Ereignis muss natürlich erdgerichtet stattfinden!

Der GOES-Satellit liefert uns also Informationen über Sonneneruptionen, Plasmatemperaturen und Teilchenemissionen; erst so wird es möglich, den Fluss hochenergetischer Teilchen zu bestimmen, was für die Vorhersage von Weltraumstürmen entscheidend ist. So erkennen wir in den Diagrammen unten die drei Peaks der einzelnen Ereignisse sowie (Mitte) der steigende Protonenfluss, zwischen dem 10. und 14. November 2025.

Hier sehen wir die weiteren Parameter, die es jeweils zu überwachen gilt. (Quelle: Spaceweather)

Entscheidend ist auch die Geschwindigkeit des Sonnenwinds. In den Morgenstunden des 12. Novembers erreichte dieser fast 1’400 km/s, am 13. nur ganz kurz knapp 1’000 km/s, während er sich aber meist um 850 – 900 km/s einpendelte. In einer weiteren Spalte auf der Spaceweather Seite entnimmt man den Zustand des Erdmagnetfelds. Gemessen wird dabei die magnetische Flussdichte. Hier sind es zwei Werte, die es zu beachten gilt. Der sogenannte Bt-Wert kombiniert die Magnetfeldstärke in allen drei Raumrichtungen (Nord-Süd, Ost-West und entlang der Sonnen-Erde-Achse) zu einem Gesamtwert. Ist dieser Wert über 10 nT (Nanotesla), deutet dies auf einen starken Sonnenwind hin, der mehr Energie in das Erdmagnetfeld übertragen kann. Wichtig dabei ist, dass die Nord-Süd-Komponente (Bz) möglichst stark ins Negative rutscht. Dann ist eine erhöhte Polarlichtaktivität wahrscheinlich, da sich die Magnetfelder gut verbinden können. Eine weitere Grösse ist der Kp-Wert (rechts): Er ist ein Mass für die geomagnetische Aktivität und gibt an, wie stark die Polarlichter sein werden und wie weit südlich sie sichtbar sind. Die Skala reicht von 0 bis 9, wobei höhere Werte für stärkere geomagnetische Stürme und damit für intensivere und weiter südlich sichtbare Polarlichter stehen. Ein Kp-Wert von 5 oder höher wird oft als Grund für gute Beobachtungsmöglichkeiten in mittleren Breiten (also bis in den Alpenraum) angesehen.

Kp-Wert 1 bis 3 (grün)Geringe geomagnetische Aktivität, ideal für Flüge mit GPS.
Kp-Wert 4 (gelb)Eine geringe Veränderung des Erdmagnetfeldes, bei der Vorsicht geboten ist.
Kp-Wert 5 bis 9 (orange / rot)Starke Störungen, die bis zu einem geomagnetischen Sturm reichen. Das Risiko für Beeinträchtigungen von GPS und Funkkommunikation steigt erheblich. 

Der Kp-Wert gibt wie die geomagetische Sturmstärke die Polarlichtwahrscheinlichkeit an. Solange sich dieser Wert im grünen Bereich befindet, sind Polarlichter nur im Hohen Norden zu sehen. Ab Kp = 4 wird es für Norddeutschland interessant, ab Kp = 5 und höher bis in mittlere Breiten.

Wie intensiv die Polarlichter ausfallen, hängt letztlich von der Plasmadichte, also der Anzahl energetischer Teilchen pro Kubikzentimeter ab. Hier können wir sagen; je höher die Dichte, desto spektakulärer die Polarlichter.

Chronologie der Ereignisse vom 11. bis 13. November 2025
Warnungen vor geomagnetischen Stürmen waren auf der Webseite von Spaceweather in Kraft, darunter auch eine mögliche Stärke von G4 (schwer) für den 12. November. Die aktuelle Liste der Warnungen umfasste folgende Ereignisse: 11. November, G2 (mittel)12. November, G4 (schwer); und 13. November, G3 (stark). Der letzte geomagnetische Sturm wurde noch im Laufe des frühen abends des 12. ebenfalls auf G4 hochgestuft, was ein weiteres mögliches Polarlichtspektakel erwarten liess. Diese Warnungen erfolgten aufgrund potenzieller Auswirkungen geomagnetischer Stürme im Zusammenhang mit koronalen Massenauswürfen (CME), die in den Tagen davor von der Sonne ausgingen. Diese Ereignisse umfassten die CME-Aktivität vom 9. November bis zum frühen Morgen des 12. November. Der jüngste CME ereignete sich am frühen Morgen des 12. November und war der energiereichste und schnellste der bisherigen CMEs. Dieser CME war mit einem Sonnenausbruch der Stärke X5.1 (R3; stark) verbunden, der am 11. November um 10:04 UTC (5:04 Uhr EST) seinen Höhepunkt erreichte. Dieser CME war ausserdem mit einem derzeit aktiven, mässigen Sonnensturm (S2) verbunden.

Am Abend des 12. Novembers 2025 hätte es nochmals spannend werden können. Die Erde lag noch immer im Einflussbereich von Plasmawolken. Im oberen Diagramm wird zwar ein kleinerer Peak in der Plasmadichte angezeigt, doch durch die enorme Sonnenwindgeschwindigkeit (im unteren Diagramm grau bis schwarz) und dem bereits geschwächten Erdmagnetfeld hätten die geladenen Teilchen tiefer eindringen können. (Quelle: Spaceweather)

Was dann geschah
Die schönen Polarlichter am Morgen des 12. Novembers 2025 waren die beiden überlagerten Fronten der zuerst abgefeuerten CMEs. Diese wurden durch die dritte und schnellste Welle regelrecht zusammengestaucht, wodurch sich die Plasmadichte auf 50 p/cm3 und höher verdichtete. Wir hatten mit rund 1’400 km/s eine ungewöhnlich hohe Sonnenwindgeschwindigkeit, die das Erdmagnetfeld stauchte. Dies begünstigt die Sichtung von Polarlichtern bis in mittlere Breiten.
Da wir wussten, dass auch die dritte Welle die Erde erreichen wird – prognostiziert war sie für die Abendstunden des 12. – war die Hoffnung gross, nochmals Polarlichter sehen zu können. Doch diese Front verlangsamte sich – wohl durch das Auflaufen der beiden vorangehenden Fronten – und liess auf sich warten. Der Sonnenwind lag lange um 700 km/s, stieg dann leicht an und pendelte sich um 850 km/s ein. Nur einmal kratze er kurz die 1’000 km/s-Marke. Es war ein ständiges Auf und Ab zu verfolgen, was auf Turbulenzen im Sonnenwind schliessen liess. Auch die Erdmagnetfeldstärke zeigte grosse Schwankungen. Der oben erklärte Bz-Wert, der idealerweise hätte ins Minus fallen sollen, blieb meist «nordgerichtet»; ein schlechtes Vorzeichen. Ausserdem blieb die Plasmadichte meist zwischen 1 – 2 p/cmund stieg nur kurz einmal auf knapp über 11 p/cm3. Dies kommt, um einen Vergleich zu ziehen, einer Schneeprognose ohne Schneefall gleich.
Obwohl ab 01:30 Uhr MEZ der «Einschlag» der dritten Plasmafront doch noch kam, blieben die Polarlichter in den mittleren Breiten aus. Selbst im Norden Deutschlands, wo man zwischen den Wolken etwas hätte sehen müssen, waren die Nordlichter diesmal schwach.

Als ob es hinter dem Berg brennen würde. Wie eine Stichflamme war das Polarlicht am Morgen des 12. Novembers 2025 über dem Brügglekopf zu sehen. (Bild: Thomas Baer)

Satelliten überwachen das Weltraumwetter
Aktuell überwachen Satelliten wie GOES ( NOAA), ACE und die neue Mission SWFO-L1 (NASA) das Weltraumwetter, wobei GOES die Erde und SWFO-L1 die Sonne aus dem Gleichgewichtspunkt L1 beobachtet. Auch der SDO (NASA) der DLR erforscht die Sonne, und die ESA plant mit Vigil (ab 2031) eine Mission zum Punkt L5. Der Vorteil der Sonde ist eine erhebliche Verkürzung der Vorwarnzeit vor gefährlichen Sonnenstürmen, da sie die Sonne aus einer bisher ungenutzten Perspektive beobachtet. Dies ermöglicht frühzeitige Warnungen und Maßnahmen zum Schutz von Satelliten und terrestrischer Infrastruktur. 

Darüber hinaus werden Daten von europäischen Stationen wie dem DLR-Institut in Neustrelitz genutzt, das Daten vom DSCOVR-Satelliten empfängt.

Mit Satelliten wie dem Solar Orbiter haben wir inzwischen einen weiteren Satelliten, der die Sonne aus nächster Nähe im Auge hat.


Aktuelle und künftige Missionen, die das Weltraumwetter überwachen. (Quelle: Austrian Space Weather Office)

Astronomische Ereignisse im Dezember 2025

Die schönsten Monatsereignisse im Überblick

SonneAm 21. Dezember erreicht die Sonne um 16:03 Uhr MEZ ihre tiefste Deklination; wir haben den astronomischen Winteranfang. Bereits am 10. und 11. Dezember erleben wir infolge der Zeitgleichung die frühesten Sonnenuntergänge des Jahres, während sich die Sonnenaufgänge noch bis zum 1. Januar 2026 um 21 Minuten verspäten. Am Tag der Wintersonnenwende kulminiert das Tagesgestirn um 12:24 Uhr MEZ nur 19.1° hoch im Süden. Über den gesamten Monat betrachtet, ändert sich die Mittagshöhe nur geringfügig; wir sind in der dunkelsten Jahreszeit angekommen.
MondDer Mond startet als Dreiviertelmond in den ersten Wintermonat und wird in den frühen Morgenstunden des 5. voll. Bereits einen Tag davor (am 4.) kommt es zu einer weiteren Bedeckung der Plejaden, die ab 04:30 Uhr MEZ verfolgt werden kann. Allerdings ist diesmal ein Fernglas erforderlich, da das helle Mondlicht die Beobachtung stark beeinträchtigt. Nach der Vollmondphase verspäten sich die Mondaufgänge immer weiter in die zweite Nachthälfte und später in die Morgenstunden. Am 7. trifft der Mond auf den hellen Jupiter. Das Letzte Viertel (abnehmender Halbmond) wird am 11. erreicht. Ab jetzt können wir eine täglich schmaler werdende Mondsichel sehen, die sich am 18. dem sonnennächsten Planeten Merkur gegen 07:30 Uhr MEZ auf knapp 7° nähert. Ab dem letzten Monatsdrittel taucht der Erdnachbar nochmals als Sichel am Abendhimmel auf und erreicht am 27. das Erste Viertel (zunehmender Halbmond). Am Silvesterabend ist der zunehmende Dreiviertelmond abermals nahe der Plejaden zu sehen; diesmal östlich von ihnen.
MerkurMerkur bietet uns eine respektable Sichtbarkeit. Um den 15. herum können wir ihn gegen 07:30 Uhr MEZ knapp 7° hoch im Südosten entdecken..
VenusVenus zieht sich gänzlich vom Morgenhimmel zurück und bleibt unbeobachtbar.
MarsMars steht zu nahe an der Sonne. Er bleibt unbeobachtbar.
JupiterJupiter begleitet uns hoch in den Zwillingen durch die langen Nächte. Er bereitet sich auf seine Opposition am 10. Januar 2026 vor. Der Planet wandert rückläufig südlich am Stern Kappa Geminorum vorbei. Ab den frühen Abendstunden geht der Riesenplanet im Ostnordosten auf und ist auch von Laien nicht zu übersehen. Bis zum Jahresende steigert er seine Helligkeit weiter und wandert auf den Stern Wasat (Delta Geminorum) zu.
SaturnAuch Saturn ist noch immer, wenngleich nicht mehr sonderlich auffällig, mit Einbruch der Dunkelheit über dem südsüdwestlichen Horizont zu sehen. Er geht aber Mitte Monat bereits kurz nach Mitternacht unter.
UranusUranus geht schon in den Nachmittagsstunden auf und kann mit Einbruch der Dunkelheit teleskopisch beobachtet werden. Wir finden ihn südlich der Plejaden.
NeptunEtwas nordöstlich von Saturn stossen wir teleskopisch auf den +7.81mag lichtschwachen Neptun.
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