Beitrag: Thomas Baer, Redaktion ORION
Thema des Monats: Ein Blick aufs Astronomiejahr 2025 und wo man sich informiert
Gegen Ende Jahr beginnt man sich bereits aufs neue Astronomiejahr zu freuen. Da im November keine besonderen Himmelsereignisse zu erwarten sind, ziehen wir eine astronomische Vorschau auf 2025 vor.
Das kommende Jahr darf mit Fug und Recht als abwechslungsreich bezeichnet werden. Ein astronomisches Highlight folgt aufs andere. Mit zwei Mond- und einer Sonnenfinsternis machen auch die Paradeereignisse vor 2025 nicht Halt. Doch wo informiert man sich über das tägliche Himmelsgeschehen? Wo erfahre ich, wann welcher Planet zu sehen ist, wann der Mond Sterne und Planeten bedeckt und welche besonderen Konstellationen zu erwarten sind?
Das «Sternenhimmelheft 2025» von Astro Pool löst das legendäre Schweizer Jahrbuch «Der Sternenhimmel» ab.
Das Planetarium im Verkehrshaus Luzern bietet am 18. Januar 2025 (19:00 Uhr) und dann noch an weiteren Abenden (19., 25. und 26. Januar 2025, Beginn 16:30 Uhr) die traditionelle Jahresvorschau, welche mittlerweile zum 22. Mal über die Bühne geht. Einen Astronomiekalender im deutschen Sprachraum in Papierform gibt es nur noch in Form des KOSMOS-Himmelsjahrs. Das legendäre, von Robert A. Naef geründete Schweizer Jahrbuch «Der Sternenhimmel» erschien im 84. Jahrgang 2024 zum letzten Mal. Es ist nach dem Aus der astronomischen Plattform AstroInfo und CalSky im Oktober 2020 ein weiterer Verlust einer reichhaltigen Informationsquelle.
Aus diesem Grund haben Thomas Baer und Elias von Schulthess, beide Redaktion ORION, auf Eigeninitiative entschieden, in ihrem Partnerverlag «Astro Pool» ein umfangreiches «Sternenhimmelheft 2025» herauszugeben, das in einer neuen Form das Jahrbuch ersetzen soll. Daneben führen sie auf dem ORION-Portal einen täglichen Astronomiekalender «Heute am Himmel» mit sämtlichen Himmelsereignissen, chronologisch gelistet und mit Grafiken und Bildern illustriert. Dieser kostenpflichtige Service (30.– / Jahr) ist besonders auch für Demonstratorinnen und Demonstratoren von Sternwarten gedacht, aber auch für alle an Astronomie interessierten Personen (https://orionportal.ch/). Wer innert weniger Minuten eine Übersicht über die zu erwartenden Ereignisse bekommen will, ist auf dem ORION-Portal am richtigen Ort.
Mit einer Saturnbedeckung ins neue Jahr
Das Jahr 2025 beginnt gleich mit einem astronomischen Leckerbissen. Am Abend des 4. Januars schiebt sich die zunehmende Mondsichel vor Saturn. Das Ereignis, welches zwischen 18:30 Uhr MEZ und 19:35 Uhr MEZ über dem südwestlichen Horizont verfolgt werden kann, ist gut mit einem Feldstecher, noch schöner durch ein Teleskop zu sehen. Planetenbedeckungen durch den Mond zählen zu den eher seltenen Ereignissen in der Astronomie. Die bevorstehende Bedeckung ist eine der schönsten seit vielen Jahren, da sie am bereits dunklen Himmel stattfindet und der Mond noch nicht stark beleuchtet ist.
Hier sehen wir die abendliche Situation am 4. Januar 2025. Die zunehmende Mondsichel «überfährt» den Ringplaneten Saturn zwischen 18:30 Uhr MEZ und 19:35 Uhr MEZ. (Quelle: Astro Pool «Sternenhimmelheft 2025» / Animation: Thomas Baer, Redaktion ORION, Horizontpanorama Zürich, Planetarium Zürich)
Eine ganze Serie von Plejadenbedeckungen
Ab 2025 bedeckt der Mond praktisch bei jedem Erdumlauf die Sterngruppe der Plejaden, ein erstes Mal am frühen Morgen des 10. Januars. Weil die Mondbahn nicht fix im Raum steht, sondern sich in 18.6 Jahren entlang der Ekliptik rückläufig verschiebt, kommen im Laufe der Zeit immer wieder andere Sterne in den Mondpfad zu liegen. Ende Januar 2025 fällt der aufsteigende Mondknoten mit dem Frühlingspunkt zusammen. Damit verläuft die Mondbahn genau vor den Plejaden. Am 1./2. April (zunehmende Mondsichel), am 23. Juni (schmale abnehmende Mondsichel), am 12. September (abnehmender Dreiviertelmond) und 4. Dezember (Vollmond) stehen weitere Bedeckungen des Siebengestirns auf dem «Spielplan».
Mehrmals im neuen Jahr wird der Mond vor den Plejaden durchwandern. (Bild: Thomas Baer)
Mars in Opposition zur Sonne
Am 16. Januar gelangt der Rote Planet in Opposition zur Sonne. Auch wenn sich um eine Aphel-Opposition handelt – Mars steht 96.1 Millionen km von der Erde entfernt – ist er in den ersten Monaten des neuen Jahres ein auffälliges Gestirn am Nachthimmel. Ausserdem hält sich Mars hoch in den Zwillingen auf, wo er zusammen mit den hellen Sternen Kastor und Pollux ein interessantes Dreigestirn bildet. Durch ein Teleskop betrachtet, erscheint uns ein 14.55″ kleines, leicht oranges Scheibchen. Bei entsprechender Vergrösserung kann man durchaus hellere und dunklere Gebiete sowie die Polkappe erkennen.
Mars gelangt am 16. Januar 2025 in Opposition zur Sonne. Er wandert dabei durch die Zwillinge und ist bereits mit Sonnenuntergang in Richtung Nordosten zu sehen. (Grafik: Thomas Baer)
Monat der Finsternisse
Am 14. März lohnt sich frühmorgens ein Blick an den Westhimmel. Der Vollmond schickt sich an unterzugehen. Doch kurz davor tritt er in den Kernschatten der Erde ein; wir erleben den Beginn einer totalen Mondfinsternis. Ab 05:45 Uhr MEZ wird man im östlichen Teil der Mondscheibe die Verfinsterung wahrnehmen. Um 06:09 Uhr MEZ beginnt schliesslich die partielle Phase. Bei Monduntergang sind rund die Hälfte des Mondes verdunkelt.
Zwei Wochen später ereignet sich über Mittag des 29. März eine partielle Sonnenfinsternis, die, sofern das Wetter mitspielt, mit speziellen Sonnenfiltern in ganzer Länge bei uns beobachtet werden kann. Der Mond berührt die Sonnenscheibe in Zürich um 11:21 Uhr MEZ. Um 12:07 Uhr MEZ ist der Höhepunkt mit einer Flächenbedeckung von gut 13 % erreicht. Bis um 12:54 Uhr MEZ zieht sich der Neumond wieder aus der Sonnenscheibe zurück.
Über Samstagmittag, 29. März 2025, ereignet sich über Europa eine partielle Sonnenfinsternis. (Bild: Thomas Baer)
Ein ringloser Saturn
Natürlich wirft Saturn sein «Wahrzeichen» nicht ab. Was wir im März 2025 erleben, ist rein geometrischer Natur. Die Erde kreuzt Saturns Ringebene, und da die Ringe trotz ihrer gewaltigen Ausdehnung von Ring- zu Ringkante (über 270’000 km im Teleskop sichtbarer Ring) mit 10 bis 100 m extrem dünn sind, «verschwinden» sie für uns vorübergehend. Doch leider bleibt dieses Ereignis am 23. März verborgen, denn Saturn steht noch zu nahe an der Sonne.
Dafür dürfte sich eine Beobachtung an den Morgen des 6. und 7. Mai gegen 05:15 Uhr MESZ lohnen. Weil die Sonne erst am 6. Mai Saturns Ringebene durchstösst, werden die Ringe im Gegenlicht durchleuchtet und erst am 7. Mai wieder hell!
Wie die Saturnringe wieder erhellt werden, sobald auch die Sonne die Ringebene durchstösst. (Quelle: Astro Pool «Sternenhimmelheft 2025»)
Im Sommer schöne Planetenkonstellation
Die Sommermonate gehören dem flinken Planeten Merkur. Im Juni bietet er uns eine recht gute Abendsichtbarkeit und durchquert dabei die Zwillinge und nähert sich später dem offenen Sternhaufen M44 (Krippe). Ab dem 10. Juni können wir ihn bis zum Monatsende in der Abenddämmerung entdecken.
Im August taucht er schliesslich vor Sonnenaufgang am Morgenhimmel in Erscheinung, wo er nach 05:00 Uhr MESZ über Ost zu Nord aufzufinden ist.
Allerdings steht er ein bisschen im Schatten der hellen Venus und Jupiter, die sich am 12. August begegnen und nur knapp 1° (ca. zwei Mondbreiten) voneinander trennen.
Merkur (im Bild rechts der Mondsichel) taucht im Juni 2025 am Abend-, im August dann am Morgenhimmel auf. (Bild: Thomas Baer)
Totale Mondfinsternis zur besten «Sendezeit»
Am Sonntagabend, 7. September, erwartet uns der astronomische Höhepunkt des Jahres. Der September-Vollmond gerät an diesem Abend ganz in den Erdschatten; wir erleben eine totale Mondfinsternis. Zwar bleibt von Mitteleuropa aus der Beginn der Finsternis unbeobachtbar, doch kurz nach Eintritt der totalen Phase um 19:30 Uhr MESZ steigt der kupferrote Mond in den Abendhimmel. Um 20:53 Uhr MESZ endet die totale Finsternis. Danach befreit sich der Mond bis um 21:57 Uhr MESZ wieder aus dem Kernschatten.
Die totale Mondfinsternis am Abend des 7. Septembers 2025 markiert den Höhepunkt eines ereignisreichen Astronomiejahrs. (Bild: Thomas Baer)
Das Astronomiejahr 2025 in einer Kurzübersicht
Die schönsten Ereignisse im kommenden Jahr. Viel mehr Informationen gibt es täglich auf dem ORION-Portal unter der Rubrik «Heute am Himmel» sowie künftig im «Sternenhimmelheft». Die Bestellfrist für das «Sternenhimmelheft 2025» ist abgelaufen, aber ab dem 1. Februar 2025 kann man bereits das «Sternenhimmelheft 2026» vorbestellen.
4. Januar | Saturnbedeckung durch den Mond |
10. Januar | 1. Plejadenbedeckung durch den Mond |
14. Januar | Mond sehr nahe bei Mars |
16. Januar | Mars in Opposition zur Sonne |
9. Februar | Mond sehr nahe bei Mars |
19. Februar | Venus im «grössten Glanz» am Abendhimmel |
14. März | Beginn einer totalen Mondfinsternis |
1. – 15. März | Beste Abendsichtbarkeit Merkurs |
29. März | Partielle Sonnenfinsternis um die Mittagszeit |
1. / 2. April | 2. Plejadenbedeckung durch den Mond |
22. April | Venus im «grössten Glanz» am Morgenhimmel |
ab 5. Juni | Merkur am Abendhimmel |
23. Juni | 3. Plejadenbedeckung durch den Mond |
ab 10. August | Beste Morgensichtbarkeit Merkurs |
7. September | Totale Mondfinsternis am Abendhimmel |
12. September | 4. Plejadenbedeckung durch den Mond |
19. September | Venusbedeckung durch den Mond am Taghimmel |
21. September | Saturn in Opposition zur Sonne |
ab 25. November | Merkur am Morgenhimmel |
4. Dezember | 5. Plejadenbedeckung durch den Mond |
10. Dezember | Regulusbedeckung durch den Mond am Taghimmel |
Astronomische Ereignisse im November 2024
Die schönsten Monatsereignisse im Überblick
Sonne | Am 1. November steht die Sonne im Sternbild der Waage und passiert am 7. den Stern Zubenelgenubi. Am 23. wechselt sie in den Skorpion, wo sie für den Rest des Monats verweilt. Über den gesamten Monat betrachtet, sieht die Situation wie folgt aus: Die Sonnenaufgänge verspäten sich um weitere 42 Minuten: Am 1. November geht die Sonne um 07:10 Uhr MEZ auf, am 15. um 07:32 Uhr MEZ und am Monatsletzten um 07:52 Uhr MEZ. Abends beträgt die Verfrühung der Sonnenuntergänge 31 Minuten, von 17:08 Uhr MEZ (am 1.) auf 16:37 Uhr MEZ am 30. Die Mittagshöhe nimmt weiter ab. Am 1. steht die Sonne noch 27.8° hoch im Süden, am 15. dann 23.7° und sinkt bis zum 30. weiter auf 20.7° ab. |
Mond | Am 1. November haben wir Neumond. In der ersten Novemberwoche taucht die zunehmende Mondsichel am Abendhimmel auf und schleicht in flachem Bogen über den südwestlichen Horizont. Das Erste Viertel (zunehmender Halbmond) wird am 9. erreicht. Zwei Tage später können wir das Beleuchtungsphänomen des «Goldenen Henkels» beobachten. Vollmond verzeichnen wir am 15. Danach nimmt der Erdtrabant bis zum 23. wieder auf die Hälfte ab (Letztes Viertel) und erscheint uns in der letzten Novemberwoche als immer schmalere abnehmende Mondsichel in der Morgendämmerung. |
Merkur | Der sonnennächste Planet entfernt sich im November östlich von der Sonne und erreicht am 16. November mit 22° 33′ die grösste Elongation. Trotz des relativ grossen Winkelabstands, schafft es Merkur nicht sehr hoch über den Horizont. Bestenfalls können wir ihn bei sehr flachem Südwesthorizont und exzellenten Sichtbedingungen zwischen dem 16. und 26. November mittels Feldstecher aufspüren. |
Venus | Langsam sticht Venus etwas höher in den abendlichen Himmel, nachdem sie die letzten Monate praktisch parallel zum Horizont wanderte und nach Sonnenuntergang kaum an Höhe gewann. Schon kurz nach dem Verschwinden der Sonne, ging auch Venus unter. Doch jetzt, auch dank der Zeitumstellung und der früher einsetzenden Dunkelheit, zeigt sie sich endlich als brillanter «Abendstern». Immerhin bleibt sie jetzt eine gute Stunde nach Sonnenuntergang sichtbar. |
Mars | Der Rote Planet wandert im November weiter ostwärts durch den Krebs. Er steigert seine Helligkeit von +0.0mag auf –0.5mag am Monatsende und wird damit immer auffälliger. Seine Opposition lässt zwar noch etwas auf sich warten. Diese findet erst am 16. Januar 2025 statt. |
Jupiter | Schon etwas früher gelangt Jupiter in Opposition zur Sonne, nämlich am 7. Dezember. Der grösste Planet des Sonnensystems bewegt sich rückläufig durch den Stier, ziemlich genau zwischen den beiden Stierhörnern. Bis Ende Monat erreicht seine visuelle Helligkeit –2.8mag. |
Saturn | Der Ringplanet ist noch immer im Wassermann unterwegs und steht mit Einbruch der Nacht schon hoch im Südsüdosten. |
Uranus | Uranus können wir teleskopisch ab den Abendstunden im Stier, etwas südwestlich der Plejaden, anpeilen. Er ist jetzt rückläufig unterwegs und steuert auf seine Opposition zu, die Mitte November erfolgen wird. |
Neptun | Neptun hält sich nahe dem Frühlingspunkt, etwas östlich von Saturn auf. Mit einem Teleskop können wir auch ihn noch bis gegen Mitternacht verfolgen. |
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