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Fast voller Mond scheint durchs Elmer Martinsloch

Vorgestern Morgen (2. Oktober 2025) um 09:33 Uhr MESZ konnte im Bereich des Vreni Schneider Sportgeschäfts die Sonne durch das Martinsloch gesehen werden. Wie immer im Herbst verschiebt sich der Lichtkegel durch das tägliche Absinken der Sonne um rund 50 m nordwärts durch das Dorf. Wer einmal den Mond durch das Felsenfenster sehen will, hat am 5. Oktober abends eine Chance!

Seit dem Felssturz am 3. Oktober vor einem Jahr, bei dem rund 100’000 Kubikmeter Fels beidseits abstürzten, sieht das Grosse Tschingelhorn etwas anders aus. Niemand im Tal merkte etwas vom Ereignis um 09:46 Uhr MESZ, da es an diesem Tag bewölkt war. Erst Tage später entdeckten Talbewohner die neue Silhouette des Grossen Tschingelhorns. Der Schweizerische Erdbebendienst registrierte damals eine Erschütterung von 2.2 auf der Richterskala. Damit liess sich das Ereignis genau registrieren. Hier kann man das Abbrechen der markanten Flanke am Tschingelhorn in einer eindrücklichen 3D-Animation sehen.


Das Grosse Tschingelhorn sieht nach dem Felssturz etwas anders aus (Aufnahme oben 2025). Das untere Vergleichsbild entstand Jahre zuvor (Mitte Oktober 2003) vom Ämpachli aus. (Bilder: Thomas Baer)

Der Vergleich zu einer früheren Aufnahme ist offensichtlich. Auf das Sonnenereignis hat das fehlende Stück Berg doch einen Einfluss. Die Sonne geht jetzt rascher auf, nachdem sie zuvor durch das Loch geschienen hat.

Am Morgen des 2. Oktobers 2025 war das Sonnenereignis an einem wolkenfreien Himmel zu sehen. Wer an den Gegenhang schaute, konnte den «Sonnenfleck», der durch das Martinsloch entsteht, bereits den Abhang hinabwandern sehen.

Der wandernde «Sonnenfleck» durch das Martinsloch ist am Gegenhang gut zu sehen. Er hat einen Durchmesser von ca. 50 m und wird am Talboden zu einer Ellipse auf etwa 105 m Länge verzogen. (Bild: Thomas Baer)

Zahlreiche Schaulustige versammelten sich zwischen dem Vreni Schneider Sportgeschäft und dem Suworov-Haus, um das gut 2-minütige Ereignis zu erleben.


Schon Minuten bevor die Sonne im Martinsloch erscheint, sieht man den «4.7 km langen «Sonnenscheinwerfer». (Bild: Thomas Baer)

So sieht es bei «vollem Sonnenschein» aus. (Bild: Thomas Baer)

Fast voller Mond erscheint ebenfalls im Loch

Am 5. Oktober 2025 abends um 20:24 Uhr MESZ kann man den fast vollen Mond vom Kirchenplatz aus durch das Martinsloch sehen. Ausserdem findet an diesem Tag der traditionelle Alpchäs-Markt statt, ein weiterer Grund, dem beschaulichen Dörfchen im hinteren Sernftal einen Besuch abzustatten.

Für das abendliche Mondereignis treffen sich die Teilnehmer um 19:00 Uhr MESZ bei der Elmer Citro in Elm (Umfahrungsstrasse / Parkplätze). Anni Brühwiler und Hans Rhyner erläutern das Ereignis vor Ort. 2002 haben Thomas Baer, Andreas Schweizer und Walter Bersinger die Mondereignisse im Elmer Martinsloch erstmals berechnet und ihre Erkenntnisse in einem umfassenden ORION-Beitrag erläutert (siehe unten).

Baer baute zwei naturechte Reliefs der Tschingelhorngruppe und der gesamten Umgebung von Elm in verschiedenen Massstäben, an dem er das Sonnenphänomen durch das Martinsloch Anfang Oktober und um den 10. März herum mit dem «originalen Sonnenlicht» und Sonnenstand in Echtzeit simulieren kann.

Ausschnitt aus dem Relief der Tschingelhorngruppe mit dem Martinsloch und der Originalsonne, aufgenommen am 3. Oktober 2025 mit Sonnenhalo. (Relief: Thomas Baer)

Die Geometrie ist relativ einfach zu verstehen: Sollte der Vollmond direkt auf die Kirche scheinen, muss er eine Deklination von –2° 43′ und eine Höhe von 20° 45′ haben. Dies wird erst am 1. Oktober 2058 um 20:28 Uhr MESZ wieder der Fall sein, nachdem morgens bereits die Sonne den Kirchturm durch das Martinsloch beschienen hat! Ein «Doppelereignis» vom selben Standort aus ist extrem selten, besonders, wenn die Kirche beschienen werden soll. So betrachtet, war das 1982er-Ereignis eher eine Zufallsbeobachtung. Zwar wiederholen sich die «Martinsloch-Doppelereignisse» (Sonne morgens und Vollmond abends) gemäss des Saros-Zyklus’ rund alle 19 Jahre. Doch die Monddurchgänge sind dann meist im Gelände oberhalb von Elm (Skigebiet Schabell) zu beobachten.

Am kommenden 5. Oktober ist der Mond noch nicht ganz voll. Seine Deklination beträgt um 20:24 Uhr MESZ aber –2° 47′ und wird damit auf die Elmer Kirche scheinen!

Mehr zu den «Martinsloch-Sonne-Vollmond-Ereignissen» entnehmen Sie dem angehängten ORION-Beitrag: