Morgen Samstag, 19. Oktober 2024, findet im deutschen Sprachraum wieder der Astronomietag statt. Zahlreiche Sternwarten und Planetarien werden für die breite Bevölkerung geöffnet sein. Sollten sich Nebel und Wolken zum Abend hin verziehen, ist der heimliche Star sicher Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan–ATLAS).
Beitrag: Thomas Baer, Redaktion ORION
In der Schweiz hat der «Tag der Astronomie» schon lange Tradition. Ein erstes Mal rief ihn die Schweizerische Astronomische Gesellschaft SAG-SAS in grösserem Stil 1988 anlässlich der «grossen Marsopposition» aus. In den Folgejahren fand der Anlass einmal im Jahr sporadisch statt, ab 2003 dann mehr oder weniger regelmässig, jüngst immer koordiniert zusammen mit der Vereinigung der Sternfreunde e.V.. 2009 gab es in Gedenken an Galileo Galilei – er war mit seinen Entdeckungen 1609/10 gewissermassen der «Gründervater» der modernen Astronomie – das von der UNESCO lancierte internationale Jahr der Astronomie.
Astronomie fasziniert die Menschen
Die grosse Beliebtheit und das Interesse an der Astronomie und Raumfahrt dürfen wir in diesem Oktober wieder erleben. Da waren zuerst die Polarlichter, die für eine grosse Resonanz auch in den Medien sorgten, das spektakuläre Einfangen der Raketenstufe von SpaceX, und seit ein paar Tagen verzückt Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan–ATLAS) die Menschen landauf landab.
Auch in den Medien präsent: Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS).
Dank des Internets erfreut sich das Himmelsgeschehen immer grösserer Beliebtheit. Dies zeigte sich jüngst durch die zahlreichen Livestreams während der Polarlichtereignisse im Mai und Oktober, die von Tausenden von Followern verfolgt wurden. Doch noch wesentlich eindrücklicher und nachhaltiger ist ein Besuch einer Sternwarte, wo man den Sternenhimmel mit den eigenen Augen und unter fachkundigen Erklärungen erleben kann. Genau dieses Ziel verfolgt der Astronomietag. Es ist ein Unterschied, ob man sich mit Astronomie «eher virtuell» am eigenen Computer in der warmen Stube befasst oder eben «real» unter dem freiem Sternenhimmel. Am Tag der Astronomie bieten Sternwarten, Vereine, Planetarien, Forschungsinstitute und Amateurastronomen zahlreiche Aktivitäten, damit jeder und jede einmal den Sternhimmel live erleben kann.
Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS)
Am Samstag, 19. Oktober 2024, stehen wir nur zwei Tage nach Vollmond. Doch der Erdtrabant schrammt an diesem Abend haarscharf südlich an der Plejadensterngruppe vorüber, die er ab kommendem Jahr bis 2028 fast bei jedem Erdumlauf bedeckt. Schon in den Abendstunden ist Saturn hoch im Süden erkennbar, mit seinen Ringen zweifelsohne der eleganteste Planet des Sonnensystems. In Richtung Südwesten können wir tief über dem Horizont die helle Venus als «Abendstern» entdecken. Wer länger ausharrt, wird spätabends auch noch die beiden Planeten Jupiter und Mars zu sehen bekommen.
Venus im Föhnfenster. Hoffen wir, dass sich das Wetter am Samstagabend von seiner besseren Seite zeigt. (Bild: Thomas Baer, Redaktion ORION)
Der heimliche Star des Abends wird aber Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) sein. Auch wenn er seine grösste Erdannäherung bereits hinter sich hat und nun täglich etwas lichtschwächer wird, kann man ihn dennoch mit seinem langen Staubschweif ab etwa 19:30 Uhr MESZ beobachten. Man findet ihn gut 25° hoch über West zu Süd. Am einfachsten orientiert man sich am hellen Stern Arktur im Bärenhüter. Von ihm aus steht er eine gute Handbreite leicht schräg links oberhalb im Sternbild Schlangenträger.
Hier sehen wir die Position des Kometen am Astronomietag (19. Oktober 2024) um 19:30 Uhr MESZ. Er wird bis gegen 21:00 Uhr MESZ in Richtung Westen absinken. (Grafik: Thomas Baer, Redaktion ORION)
Was wird wo geboten?
Welche Sternwarte in Ihrer Region geöffnet hat, entnehmen Sie entweder den lokalen Medien oder hier. Leider sehen die Wetterprognosen für den Samstag, 19. Oktober 2024, nicht überall vielversprechend aus, etwas besser in der Westschweiz als im Osten des Landes. Bei SRF-Meteo heisst es: «Am Samstag Hochnebel mit einer Obergrenze bei 600 bis 800 m. Er löst sich stellenweise auf, allerdings ziehen vermehrt Wolken auf.» Nicht viel besser klingt es für die Alpen: «Am Nachmittag auch in den zentralen Alpen bewölkt und später auch im Westen trüb und stellenweise Regen.»
Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) am Abend des 16. Oktobers 2024 gegen 20:00 Uhr MESZ. Trotz Vollmond konnte man ihn über dem Nebel noch immer hervorragend erkennen. (Bild: Thomas Baer, Redaktion ORION)